In welchen Branchen kann Lean Management genutzt werden?

Ursprünglich wurde Lean Management in Japan in der Automobilindustrie bei Toyota entwickelt. Daher wird Lean Management meist mit der Warenproduktion in Verbindung gebracht. Lean Management hat zwar dort seinen Ursprung in dieser Branche, ist aber wirklich in jeder Branche, auch der Dienstleistungsbranche, anwendbar. Für einen grundlegenden Einstieg ins Thema empfehlen wir unseren Artikel „Was ist Lean Management eigentlich?“.

Häufig wird Lean in Branchen, wie der Lebensmittelindustrie, der Holzverarbeitung, der Kunststoffproduktion, dem Maschinenbau oder in der Medizintechnik eingesetzt. Aber auch im E-Commerce, also im Versandhandel, in der Gastronomie, oder in Laboren und Arztpraxen kann Lean Management Anwendung finden und von großem Nutzen sein.

Denn es geht darum, Prozesse und Abläufe zu verbessern. Und überall wo Kuddelmuddel (Durcheinander) herrscht, muss strukturiert werden. Und das ist in verschiedensten Branchen der Fall. Neben der Prozessoptimierung haben die verschiedenen Branchen noch eines gemeinsam und das sind die Probleme. Mal liegt das Problem in der Produktion, mal in der Verwaltung, mal an den Schnittstellen zwischen diesen beiden Bereichen oder es sind logistische Herausforderungen. Letztlich drehen sich die Probleme immer um die gleichen Kernthemen.

Wir sind absolute Befürworter, Branchen miteinander zu verbinden und sich untereinander auszutauschen. Daher organisieren wir auch regelmäßig regionale und überregionale Lean Events, bei denen sich Anwender und Interessierte gemeinsam austauschen können und dies dann ganz bewußt auch Branchenübergreifend.

Viele Lösungsansätze gibt es schließlich bereits und irgendwer auf den Veranstaltungen hat sie mit Sicherheit schon durchgespielt. Durch einen fruchtbaren Branchenaustausch entstehen dadurch Synergien und Erkenntnisse, die allen Parteien einen Mehrwert bieten.

Beispiele für branchenübergreifendes Lean Management

Um die Flexibilität von Lean in unterschiedlichen Branchen zu zeigen, folgen nun einige Praxisnahe Beispiele, die konkret zeigen, wie Lean Management übergreifend eingesetzt werden kann:

Einsatz von Shadowboards – Branchen Handwerk & Gastronomie

Ein Handwerksbetrieb hat so genannte Shadowboards – Schattenwände – an den Arbeitsplätzen eingeführt. Darauf sind alle Werkzeuge „aufgemalt“, die ein Mitarbeiter benötigt. So weiß jeder Mitarbeiter, welche Werkzeuge zur Verfügung stehen und wo diese aufbewahrt werden. Dies sorgt für Ordnung am Arbeitsplatz und ermöglicht schnelle Übergaben und bessere Einarbeitungen.

Ein Gastronomiebetrieb, der sich mit diesem Handwerksbetrieb ausgetauscht hat, fand diese Vorgehensweise sehr hilfreich und hat sie in den Kassenbereichen seiner Gastronomie Kette übernommen. Anstelle von Säge und Hammer wurden Utensilien wie Klebeband, Tacker, Blöcke etc. im Kassenbereich abgebildet (schattiert). Gerade in der Gastronomie gibt es unterschiedliche Arbeitsschichten, sowie viele Mitarbeiter*Innen, die sich nur kurz bei der Schichtübergabe untereinander austauschen können. Durch den Einsatz von visuellen Shadowboards muss die nachfolgende Schicht nicht alles Notwendige neu zusammensuchen, da es sich am vordefinierten Ort befindet.  

Chirurg-Krankenschwester-Prinzip

In der Medizin bedeutet das Chirurg-Krankenschwester-Prinzip, dass die medizinische Fachangestellte Vorbereitungen trifft, die es der Ärztin ermöglichen, Patienten schneller, gezielter und parallel zu behandeln. Konkret bereitet die Arzthelferin das Arztzimmer vor, damit die Ärztin den Patienten dort untersuchen kann. In der Zwischenzeit bereitet die Arzthelferin einen zweiten Raum vor, damit der Ärztin, sobald diese im ersten Raum fertig ist, dorthin wechseln kann. Dort behandelt sie den nächsten Patienten. Der erste Raum wird dann wieder vom Fachpersonal aufgeräumt und vorbereitet. So werden lange Wartezeiten für die Patienten vermieden und Ärzte und Ärztinnen können ihre zeitlichen Ressourcen optimal nutzen.

In der Medizin bedeutet das Chirurg-Krankenschwester-Prinzip, dass die medizinische Fachangestellte Vorbereitungen trifft, die es der Ärztin ermöglichen, Patienten schneller, gezielter und parallel zu behandeln. Konkret bereitet die Arzthelferin das Arztzimmer vor, damit die Ärztin den Patienten dort untersuchen kann. In der Zwischenzeit bereitet die Arzthelferin einen zweiten Raum vor, damit der Ärztin, sobald diese im ersten Raum fertig ist, dorthin wechseln kann. Dort behandelt sie den nächsten Patienten. Der erste Raum wird dann wieder vom Fachpersonal aufgeräumt und vorbereitet. So werden lange Wartezeiten für die Patienten vermieden und Ärzte und Ärztinnen können ihre zeitlichen Ressourcen optimal nutzen.

Synergien am Arbeitsplatz Produktion

Die gleiche Methode wird auch in der Produktion angewendet. Zum Beispiel gibt es zwei Arbeitsplätze, an denen jeweils zwei große Anlagen, also Maschinen, montiert werden. Während die Monteure an einem bereits vorbereiteten Arbeitsplatz schrauben bzw. montieren, bereiten die Kommissionierer oder Logistiker parallelen einen weiteren Arbeitsplatz vor. Sie legen alle Werkzeuge, Teile und Unterlagen für den Folgetag bereit. Am nächsten Tag können die Monteure am zweiten Arbeitsplatz mit einer neuen Anlage beginnen. Auch hier findet ein Springen mit effizientem Arbeitseinsatz statt. So entsteht eine effiziente Rotation zwischen Vorbereitung und Montage.

Die Branche spielt hier keine Rolle. Es geht einzig und allein um das hier beschriebene Ping-Pong-Prinzip bzw. zeitversetztes Arbeiten, so dass es nirgendwo zu einem Stillstand kommt.

Es wird also deutlich, dass Lean einen sehr breiten Methodenkoffer hat, der für alle Branchen anwendbar ist. Dabei gibt es nicht die eine Methoden für eine spezielle Branche. Alle Methoden des Lean Managements können eben in allen Branchen eingesetzt werden und genau dieser Umstand macht Lean Management so unglaublich flexibel. Es kann viel von anderen Branchen gelernt werden, weil es die Möglichkeit gibt, über den Tellerrand zu schauen und in eine andere Branche einzutauchen. Ideen können aus einer anderen Branche übernommen und im eigenen Unternehmen umgesetzt werden. Oft sind die gewinnbringenden Ideen, genau die Ideen, die für die eigene Branche völlig untypisch sind.

Dabei ist unser Tipp immer identisch: Es sehr wichtig, mit einer Lean-Testphase zu beginnen, um die neuen Prozesse zu etablieren und alle Beteiligten ins Boot zu holen. Für Testphase empfehlen wir mindestens einen Zeitraum zwischen 6 und 8 Wochen. Brechen Sie diesen nicht vorzeitig ab. Es dauert, bis wir Menschen uns an ein neues Vorgehen gewöhnen. Prüfen Sie am Ende der Testphase, ob sich die veränderten Prozesse für Ihr Unternehmen bewährt haben und setzen Sie diese dauerhaft ein.

Wie können Sie sich vernetzten bzw. wie kommen Sie an Lean Erfahrungen anderer Branchen?

Es gibt spezielle Lean Management Veranstaltungen und Messen, z.B. ‚Lean around the Clock‘ oder ‚Lean Green‘.

Hier können Sie gute Kontakte knüpfen und sich vernetzen. Ansonsten können Sie sich auch darüber informieren, was es in Ihrer Region an Verbänden gibt, die sich rund um das Thema Prozessoptimierung bewegen. Sie haben auch die Möglichkeit, wirklich gute branchenspezifische Bücher zu bekommen.

Lean Management wird fast überall eingesetzt und hat daher eine enorme Marktdurchdringung. Dadurch können Sie wahnsinnig viel von anderen Branchen lernen. Ein Blick über den Tellerrand ermöglicht es in andere Branchen einzutauchen. So können Sie richtig gute Ideen entwickeln, die eine andere Branche erfolgreich nutzt. Wandeln Sie diese für Ihr Unternehmen ab, testen Sie und nach erfolgreicher Testphase führen Sie das Vorgehen bei sich ein. Danach optimieren Sie in kleinen Schritten weiter und passen die ursprüngliche Idee noch mehr an Ihre eigenen Bedürfnisse an. Denken Sie daran: Oft sind die gewinnbringenden (wertschöpfenden) Ideen, genau die Idee, die für Ihre Branche bisher untypisch sind.

Ihr Lars Kinkeldey und Ihre Kathrin Wortmann von der Freiraum Bande

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Lars Kinkeldey

ist Spezialist für Lean Management in der Industrie mit 25 Jahren Lean Management Erfahrung.

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Kathrin Wortmann

macht Lean für den Kopf und bringt Klarheit in Gedanken mit innovative Schulungskonzepte aus der Praxis.

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